Stück: „Opa Emil wird Schauspieler“ von und mit Kurt Spielmann.
Emil ist Rentner. Im beruflichen Leben war er in vielen Bereichen tätig. Mal arbeitete er als Briefträger, mal als kaufmännischer Angestellter, Bauhelfer, Hundebetreuer, Hilfslehrer. Einen erlernten Beruf übte er nie aus. Zwei, drei Semester hatte er in grauer Vorzeit studiert: Kunstgeschichte! Jetzt, allein wohnend, in Rente, mit kleiner Wohnung und überaus aktiver Lebensgefährtin, verfügt er über wenig finanzielle Mittel. Die Rente ist karg, Flaschen sammeln und Einkaufswagen im Supermarkt hin- und herschieben will er nicht. So besinnt er sich seiner Stärken. Er ist körperlich unversehrt, geistig fit und weltoffen. Er kann erzählen, Geschichten, wahre und erdachte, spannende, lustige, frivole und garstige. So schreibt er Texte, entdeckt bekannte Märchen wieder und belebt sie in seinem eigenbrötlerischen Glanz aufs Neue, gibt ihnen ein neues Gewandt. Der „Rentner-Künstler“ erarbeitet sich eigene Theaterrollen und beginnt zu sein Spiel. Emil ermutigt seine (meist älteren) Zuschauer, aus dem eingefahrenen Trott des Daseins als „Alte(r)“, Rentner, aus der Gesellschaft oft Ausgegliederter, auszubrechen.
Fortsetzung der erfolgreichen „Märchen für Erwachsene“ von 2019
Ich habe immer ein Projekt, an dem ich arbeite. Meistens für meine Kunden. Von Zeit zu Zeit ist es aber auch ein persönliches Vorhaben, das mich neue Inspiration gewinnen lässt.
Bello – ein Bremer Stadtmusikant.
Von und mit Kurt Spielmann
Im sicher bekanntesten Originalmärchen der Brüder Grimm gründen Tiere eine Kapelle als Straßenmusikanten, um noch etwas „wert zu sein“ und nicht „ausgemustert“, getötet zu werden. Und dies, obwohl sie kein besonderes musikalisches Talent vorweisen können.
So erzählt „Bello“, der „Drummer“ der Band, aus seinem Leben als Musikus. Wie die vier tierischen Gesellen es geschafft haben, aus einer ausweglosen Lage Kraft zu schöpfen und neu Anlauf in ihrem Leben zu nehmen. Unbrauchbar und für ihre „Herren“ wertlos geworden, sollen sie umgebracht, geschlachtet oder sogar, tellergerecht zubereitet, aufgegessen werden.
„Etwas Besseres als den Tod findest du überall“, diesen bemerkenswerten Satz nutzte schon Zuckmayer in seinem „Hauptmann von Köpenick“. Es ist wie in dem urchristlichen Satz
„Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein daher“ (oder so ähnlich!). Man soll nie aufgeben, sondern mutig weitermachen, sich überlegen, „was tun ?“ Mutig seinen Weg neu bestellen. Denken als Genuss. Phantasie als Würze des grauen Alltags.
Alte Menschen, Menschen mit Handikap, Kranke sind nicht wertlos, sondern haben ihren Platz in unserer Gesellschaft. Sie gehören dazu. In einer humanen Gesellschaft sind alle Menschen gleich: Die Botschaft des Märchens hat eine auffällige Parallele zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Und in dieser fabelähnlichen Geschichte darf „Bello“, auf kindgerechte Weise, sein Augenmerk auf diese Urforderungen der Menschen richten. Das Märchen und die hieraus entwickelte adaptierte kleine Theatergeschichte ist optimistisch. Sie zeigt die Möglichkeit nachhaltiger Lösungswege auch aus brenzligen Situationen heraus. Mit vielen bekannten Liedern (aber neuen Texten) will „Bello“ die Zuschauer zum Mitwirken und Mitsingen ermuntern. Vielleicht, so seine Idee, wird an jedem Veranstaltungsort, sozusagen als kleine Zugabe, als Bonmot, ein bekannter Mitbürger der jeweiligen Gemeinde, das eine oder andere Lied musikalisch begleiten.
Weihnachte unnerm Brückebooche....“
(Fiel der Pandemie 2020 zum Opfer. Neubeginn November 2021.
Meine Figur des „Edi von der B 8“ fand in den letzten Jahren viele Freundinnen und Freunde eines inhomogenen Publikums (vom Akademiker über den Facharbeiter, Lehrer bis hin zur Hilfskraft). Die Probleme des am Rande der Gesellschaft, in der Gosse lebenden Obdachlosen, der in humorvollen Weise seine Zuschauer „belehren“ will, soll unterhalten und Empathie wecken für all die „Gestrauchelten“, die „Underdogs“, die „unter die Räder Gekommenen“. Edi bewertet seine WeggefährtInnen nicht, sucht nicht nach Schuld: unschuldig oder schuldig in den „Schlamassel“ gekommen usw... Er philosophiert über das Leben an sich, seine Freuden, Glücksmomente aber auch über die Gefahren und Abgründe seines Daseins.
Das neue Edi-Theaterstück wird musikalisch bereichert durch ein Bläser- Duo (Posaune, Flügelhorn/ Trompete). Nicole und Werner Becker (auch sie der Mundart kundig) spielen zwischen den einzelnen Szenen weihnachtliche Weisen, verfremdet mit Jazz- und Swing Elementen.
Gespielt wird dieses neue „Abenteuer“ des Edi überall, auch an Theater-ungewohnten Plätzen.